Freitag, 18. Dezember 2009

herzschmerz. oder: wie man ihn erfolgreich bekämpft.

ein gebrochenes herz braucht lange, um zu heilen.
manchmal dauert es nur tage. ein anderes mal wiederrum wochen.
und dann kommt diese eine liebe, von der man denkt, dass das herz ohne sie nie wieder heilen wird.
das ende dieser liebe bricht das herz, unsere treibende kraft, das blut durch den körper pumpend, in seiner stärke entzwei.
und dann liegt es da.
pumpend. blutig. rot. aber es ist nicht mehr in dir.
es liegt da, du kannst es sehn.
willst es festhalten, zurückstopfen in das loch, was nun in deiner brust klafft und aus dessen leere außer einem traurigen schwarz nichts mher davon zeugt, dass dort einmal der platz für den funktionierenden motor unseres seins gewesen ist.
es ist so, als ob wir vor unserem zerbrochenen herzen stehen und mit der hand gegen eine unsichtbare wand prallen, sobald wir es aufheben wollen, um die schwärze in unserem brustkorb wieder zu füllen.
irgendwann beginnen wir mit den händen an die scheibe zu klopfen. verzweifelt, weil wir sehen, dass das herz seinen verletzungen erliegen wird, wenn wir es nicht bald mit geschickten griffen zurückstopfen, dorthin, wo es mal war.
manchmal realisieren wir diese hilflosigkeit erst dann, wenn wir vollkommen allein sind.
weil dann klar wird, was wirklich fehlt.
einige von uns überleben das leben ohne herz. kehren um, ohne weiter an die scheibe zu klopfen. ohne ihr herz retten zu wollen. und lassen es sterben.
alles bleibt ist ein loch, das niemand füllen kann. denn wie wir schon früher in der schule gelernt haben: jeder mensch hat nur ein herz. nur ein leben.
im grunde genommen sterben diese menschen also innerlich. funktionieren aber im alltäglichen leben- bis sie merken, dass sie ohne ihr herz nichts sind.
sie haben die nase, um gerüche wahrzunehmen. einen mund, um zu reden. ohren, um zu hören. hände um zu greifen. augen um zu sehen. füße um zu gehen.
aber was nützen uns diese sinne, wenn uns das wichtigste fehlt? das gefühl!
mit einem schlagenden, pochenden herzen in unserer brust ist es uns möglich, den geruch eines menschen tief in unsere erinnerung aufzunehmen. mit unserem mund können wir einem menschen, den wir lieben sagen, dass wir ihn lieben. lieben ist ohne herz nicht möglich.
wir können ihn küssen. und unseren gesamten körper in ein hochgefühl versetzen.
unsere ohren können in zusammenarbeit mit unserem herzen lieder in momente umwandeln. in erinnerungen verpacken. die stimme, die uns morgens flüsternd weckt ist dann mehr als nur ein geräusch.
sie ist herzblut. auch die hände können ohne das herz nichts. denn selbst die weichsten kissen fühlen sich hart an, wenn man sie ohne den gedanken an einen menschen berührt, der gerade noch friedlich schlafend darauf gelegen hat. hände. ich finde sogar, hände sind fast das wichtigste
sie können das glück festhalten, wenn es vor uns steht. natürlich nur symbolisch. aber mit händen können wir dem menschen den wir lieben nachts auf die schulter tippen, sodass er sich zu uns umdreht und uns umarmt.
mit händen können wir das greifen, was unsere augen sehen. und ohne unser herz sehen augen nichts. aber wenn sie in einer symbiose verschmelzen, das herz und die augen- dann... ja dann ist es fast, als würde sich die welt drehen, wenn man den menschen sieht, den man liebt.
unsere augen können- mit verlaub, ganz kitschig gesagt- heller strahlen als jeder stern wenn wir lieben.
unsere füße halten nicht mehr still, wenn das herz ihnen einmal die erlaubnis gegeben hat. füße können richtungen bestimmen. können barfuß nachts unter einer decke kuscheln.
aber ohne das herz?
ist all dies nicht möglich.
wievielen leuten geht es wohl so?
dass sie gehen, ohne richtungen zu kennen, weil sie kein herz haben?
dass sie gucken, ohne die schönheit zu erkennen, weil sie kein herz haben?
ich glaube, es geht viel zu vielen leuten so.
weil man immer denkt, man könne die unsichtbare trennwand zwischen sich und dem gebrochenen herzen nicht mehr besiegen.
was wäre, wenn ich euch erzähle, dass das doch geht?
weil man die erinnerungen, die man im herzen getragen hat, benutzen darf, um sich daran zu erinnern, dass es gute zeiten gab.
und dass auf gute zeiten schlechte gefolgt sind. und auf schlechte wieder gute.
und dass man die guten nur genießen kann, wenn man ein herz hat.
dann entwickelt man kräfte.
langsam, aber stetig.
ein gebrochenes herz braucht lange, um zu heilen.
manchmal dauert es nur tage. ein anderes mal wiederrum wochen.
und auch diese eine liebe, die unser herz hinter eine wand zum sterben gelegt hat...
auch sie geht vorbei.
aber sie bleibt auch. als narbe. als winzig kleine narbe auf unserem herzen.
als erinnerung.
und noch als viel mehr: sie führt uns letztenlich wieder zu uns selbst.
sie bringt uns dazu, zu begreifen, dass wir nur dieses eine herz haben.
und dann werden wir kämpfen.
mit allen mitteln. und plötzlich wird das zentimeter dicke panzerglas vor dem herzen dünn wie eine der letzten eisschichten im frühling.
und wir können das totgeglaubte herz retten. behutsam dorthin zurücklegen, wo es zuhause ist.
in unserer brust.
und nach ein paar sekunden strömt das blut wieder in unsere hände, mit denen wir greifen.
in unsere füße, die über richtungen und richtungswechsel entscheiden.
und dann....greifen wir lächelnd nach unserer chance und laufen los.
in ein leben- mit herz.

wie lange ein herz braucht, um zu heilen?
ich kann es euch nicht sagen.
ich kann ecuh nur raten, es nicht sterben zu lassen.
seid stolz auf all die kleinen narben die ihr habt.
sie zeigen, dass ihr lieben könnt.
und dass ihr ein herz habt.

(copyright: katharina fischer)

5 Kommentare:

  1. Wow, was für ein text...jetzt habe ich Gänsehaut und es liegt nicht an den Minusgraden draussen!

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  2. wundervoller text.
    ich kann dir die antworten leider auch nich sagen.

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  3. Ja die ist echt gut.
    Danke dir auch meine Liebe (:

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